Kiel, Friedrich
(1821 -1885)
Solo [Introduktion und Polacca C-Dur]
für Klarinette (in B) und Horn (in C und D)
mit Orchester-Begleitung
(Klavierfassung)
Klavierpartitur und Stimmen
© 2013
ee 213030
ISMN M-700196-72-1
Ebenfalls erhältlich:
Studienpartitur
Orchestermaterial
Der Komponist Friedrich Kiel (1821-1885) lebte von 1842 bis zu seinem Ende in Berlin. Zunächst als Klavierlehrer und gelegentlicher Pianist tätig, brachte ihm 1862 die Uraufführung seines Requiems op. 20. den entscheidenden Durchbruch und schlagartige Berühmtheit. In Berlin erschienen auch fast alle Werke bereits zu Kiels Lebzeiten im Druck. Nicht nur wegen seines kompositorischen Schaffens, das in der Hauptsache Klaviermusik, Kirchenmusik und Kammermusik (meist mit Klavier) umfaßt, war er bei seinen Zeitgenossen als Künstler und Musikpädagoge hochgeschätzt. Auch Kiels akademische Laufbahn verlief gleichermaßen erfolgreich. Als Kompositionslehrer am Sternschen Konservatorium, an der Hochschule für Musik und auch an der Akademie der Künste wurden ihm Ehrungen und Anerkennung zuteil.Zu seinen zahlreichen Schülern zählten u. a. A. Bungert, Ch. V. Stanford, W. Berger, H. Kaun und I. J. Paderewski. Stilistisch steht Kiel, geprägt von der Polyphonie Bachs, selbst ganz in der Schumann- und Brahms-Tradition, er schätzte aber auch die Vertreter der Neudeutschen Schule und blieb in der Auseinandersetzung beider „Parteien“ neutral.
Seine eigene Ausbildung verdankt Kiel wesentlich der Förderung durch Fürst Albrecht I. zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1777-1851). Die Musikpflege am Berleburger Hof abseits der großen kulturellen Zentren war beispielhaft und auf hohem Niveau. In Puderbach bei Laasphe als Sohn eines Dorfschullehrers geboren, trat Kiels musikalisches Talent schon bald zu Tage. 1835 wurde Kiel Violinschüler bei Prinz Karl, dem Bruder des Fürsten. Nach einem Studium von eineinhalb Jahren bei dem Flötisten und Komponisten Caspar Kummer (1795-1870) in Coburg wurde Kiel 1840 Konzertmeister der Hofkapelle am Berleburger Hof. Ein Stipendium von Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ermöglichte ihm dann ab 1842 ein dreijähriges Kompositionsstudium bei S. W. Dehn in Berlin.
Das mit Solo für Klarinette und Horn mit Orchester-Begleitung betitelte Werk [Introduktion und Polacca C-Dur] wird hier erstmals nach der von Kiel (allerdings ohne Jahreszahl) datierten handschriftlichen Partitur herausgegeben. Es trägt keine Opuszahl und entstand wohl noch während seiner Berleburger Jahre. Indem dort seine Kompositionen sofort aufgeführt wurden, bot sich Kiel so die Möglichkeit, zu experimentieren und Erfahrungen zu sammeln. Bemerkenswert beim Solo ist zum einen die Harmonie-Besetzung – üblicherweise zweifach besetzt, erscheint im Tutti jeweils nur eine Klarinette und ein Horn, den anderen beiden ist offensichtlich der Solo-Part zugedacht – und zum anderen der technisch auffallend anspruchsvolle Solo-Part der Klarinette. Beides läßt vermuten, daß der Komponist wußte, für welche Besetzung bzw. welche Spieler er schreiben konnte. Während aus diesen Jahren die Entstehung noch einiger weiterer Soli mit Orchester überliefert ist, stellen in Kiels Schaffen der Berliner Zeit konzertante Werke die absolute Ausnahme dar. Mit dem Solo für Klarinette und Horn bietet sich ein Einblick in die „Werkstatt“ eines Komponisten, der schon bald mit zu den renommiertesten seiner Zeit zählen sollte.
Im hier vorliegenden Erstdruck der Partitur wurden Korrekturen gegenüber dem Manuskript nicht gesondert angegeben. Diese beschränkten sich auf die Klärung nur weniger unlesbarer Stellen bzw. sinngemäß zu ergänzender oder anzugleichender Artikulation und Dynamik. Ergänzt wird die Herausgabe des Solo mit einer Fassung für Klarinette, Horn und Klavier sowie mit einer transponierten Stimme des Solo-Parts für Horn in F. Im Solo-Part der Klarinette wurde zudem eine Möglichkeit zum Wechseln auf Klarinette in A eingerichtet.