Baur, Jürg
(1918-2010)
Ballade (Abschied)
Klarinette in A, Violine,
Viola und Violoncello
Partitur und Stimmen
© 2012
ee 212030
ISMN M 700196-65-3
Mit „dankbarer Melancholie“ umschreibt der Komponist Jürg Baur die Grundstimmung seiner 2002 entstandenen Ballade, deren Untertitel Abschied einen zu Klang gewordenen Moment des Innehaltens und der Rückschau evoziert. Seiner Vorliebe für das musikalische Zitat folgend, greift Baur hier auf das Anfangsthema des Brahmsschen Klarinettenquintetts zurück. Es galt ihm, wie er bei der Uraufführung der Ballade für Klarinette und Streichtrio im September 2008 in Recklinghausen anläßlich seines bevorstehenden 90. Geburtstags verriet – „etwas kühn formuliert“ – als „Inkarnation der Melancholie.“ In der formal klar gegliederten einsätzigen Komposition spannt das zitierte Motiv einen musikalischen Bogen, erklingt sowohl zu Beginn als auch am Ende der Ballade.
Das eigentliche Kernmaterial des Werkes stammt aus seinem frühen, konsequent zwölftönig ausgeführten Streichquartett Nr. 3 von 1952. Über die damalige Phase seines Schaffens bemerkte Baur, es sei „der Beginn der neuen Musik für einen Kriegsheimkehrer“ gewesen, „der nun doch mal mit der zwölftönigen Musik umgehen wollte, aber auf seine Art.“ Seine dodekaphonischen Themen charakterisierte er als „Neuerfahrung eines romantisch-klassischen Themas mit einer etwas geschärften Tonsprache.“ Die der Ballade zugrundeliegende Tonreihe wird zu Beginn mit den ersten zwölf Tönen der Klarinette allein vorgestellt. In den Takten 3 bis 6 folgt das Thema in den Streichern unisono und rhythmisch gestaltet, gleichlautend wie in Baurs 3. Streichquartett.
Der persönlichen Begegnung Jürg Baurs mit der Klarinettistin Kerstin Grötsch und ihrem Eintreten für das Werk nach der Uraufführung ist es zu danken, daß die Ballade nun posthum zur Veröffentlichung gelangt.